Die Bands Sisterkingkong aus Dortmund und Johnny Remember Me aus Hannover veröffentlichen heute ihr jeweiliges Debutalbum. Das ist vor allem deshalb erwähnenswert, weil beide Städte bisweilen nicht unbedingt in den obersten zwei Dritteln der Qualitätsmusikskala punkten konnten. Dies soll nun dank zweier Indielabels zügig nach oben korrigiert werden. VierSieben Records aus Dortmund, die schon von Anfang an mit Bands wie Monocular oder Stuntcat auf Qualität und Haltbarkeit setzten, werfen mit dem Debutalbum "She Sees Wolves" von Sisterkingkong ihr nächstes Ass auf den Ladentisch.
Die Band bezeichnet sich in Interviews als "tief verwurzelt im Dortmunder Hafen". Wir finden, tief verwurzelt in Portland, Oregon, in Seattle, Washington oder in Boise, Idaho wäre an dieser Stelle treffender. Denn genau dort müssen die Urgefühle herkommen, welche die Fünf vor Jahren zu Musikern reifen ließen. Sisterkingkong setzen mit "She Sees Wolves", vortrefflich produziert von Guido Lucas, dem Malkmus´schen Universum ungefragt die Krone auf. Unwillkürlich denkt man beim Hören ihres Debuts an Doug Martsch und Built to Spill, an Pavement, Yo la Tengo oder auch Rilo Kiley. Dies alles wäre schon wunderbar, aber diese Vergleiche allein werden Sisterkingkong nicht gerecht. Diese Band ist kein verspäteter deutscher Indie-Abklatsch einer amerikanischen Prä-2000-Flanellhemdbewegung. Im Gegenteil. Als Simulakrum der Simulation bezeichnete der Philosoph Jean Baudrillard die Unmöglichkeit der Unterscheidung zwischen Original und Abbild. Sisterkingkong sind ein solches Simulakrum. Die Band um Sänger Dirk Geisler lässt den Hörer vergessen, daß Dortmund in der Musiklandschaft eigentlich nichts zu melden hat und transportiert dabei die traurig-schönen Melodien der ganz Großen mitten hinein ins Jahr 2012. Ganz so, als würden Sisterkingkong von jeher dazugehören. Im Geiste tun sie dies bestimmt schon lange. Endlich greifen sie zusammen auch zu den Gitarren. Mit Dirks unverkennbarer Melancholie in der Stimme und dieser warmen Mischung aus Schrammel-Gitarren, Glockenspiel, Violine, Theremin, Country und Folk wird "She Sees Wolves" im Handumdrehen zu einem Meilenstein.
Sisterkingkong // "She Sees Wolves" // Erhältlich auf Amazon, Itunes, Musicload etc.
www.sisterkingkong.de
Aber auch Minihorse Records aus Hannover scheinen mit dem Debut der Band Johnny Remember Me zeigen zu wollen, das eine deutsche Band, die sich auf ausländische Roots bezieht, nicht automatisch peinlich klingen muss. In diesem Falle wagen sie sich allerdings direkt an die Härteste aller Nüsse: UK. Ob das gut geht?
Johnny Marr, Phil Spector, the Smiths. Die Rede ist von "großen Popmomenten der vergangenen Jahrzehnte". Wer mit solchen Namensnennungen und Vergleichen im Begleitinfo protzt und dazu noch aus Deutschland kommt, muss sich auf einen gehörigen Verriss gefasst machen. Oder extrem gut sein, um mit diesen Vergleichen auch nur annähernd mithalten zu können. Johnny Remember Me aus Hannover-Linden schaffen den Brückenschlag nach Manchester beim ersten Durchhören ihrer gleichnamigen EP erstaunlicherweise völlig mühelos. Ein Thema, an dem sich unzählige heimische Bands seit Jahren ihre Bubizähne ausbeißen und damit das Modewort "Fremdschämen" durch ihre anbiedernde Überpräsens in die deutsche Indieszene schwemmten, scheint Johnny Remember Me erstaunlich leicht von der Hand zu gehen. Dabei klingen sie sogar ehrlicher und britischer als alles, was ihre Artverwandten auf der Superhype-Insel zur Zeit so zu bieten haben. Die fünf Songs ihrer EP sind so kurz, überzeugend und mitreißend, dass man es erst einmal gar nicht fassen kann. Libertines-Reunion? London? Was, Linden? Dabei punkten sie vor allem durch ihren wunderbar harmonischen und vielschichtigen Gesang, der sich über klug gesetzte Pickings und schöne Akkordprogressionen hinwegsetzt und nicht an einer Stelle aufgesetzt wirkt. Das klingt dann mal überzeugend nach Belle and Sebastian, wie in ihrem Stück "Lower Lights" und mal nach Brian Ferry wie bei dem Hit "Empire". Der etwas "private" Klang ihrer Produktion wirkt nach den ersten bangen Sekunden auch sehr sympathisch und lässt einen direkt zittern, daß ihr nächstes Album ja nicht größer und ausproduzierter klingt als dieses digitale Schmuckstück. Johnny Remember Me präsentieren uns hier fünf Titel, die in sich schöner nicht sein könnten und garantiert jeden Cent wert sind. Warum eigentlich bitte schön nur fünf Titel? Bitte mehr davon, Johnny!!
Johnny Remember Me // "S.T. EP" // Erhältlich auf Itunes & allen digitalen Plattformen.
www.johnnyrememberme.de
Sisterkingkong // "She Sees Wolves" // Erhältlich auf Amazon, Itunes, Musicload etc.
www.sisterkingkong.de
Aber auch Minihorse Records aus Hannover scheinen mit dem Debut der Band Johnny Remember Me zeigen zu wollen, das eine deutsche Band, die sich auf ausländische Roots bezieht, nicht automatisch peinlich klingen muss. In diesem Falle wagen sie sich allerdings direkt an die Härteste aller Nüsse: UK. Ob das gut geht?
Johnny Marr, Phil Spector, the Smiths. Die Rede ist von "großen Popmomenten der vergangenen Jahrzehnte". Wer mit solchen Namensnennungen und Vergleichen im Begleitinfo protzt und dazu noch aus Deutschland kommt, muss sich auf einen gehörigen Verriss gefasst machen. Oder extrem gut sein, um mit diesen Vergleichen auch nur annähernd mithalten zu können. Johnny Remember Me aus Hannover-Linden schaffen den Brückenschlag nach Manchester beim ersten Durchhören ihrer gleichnamigen EP erstaunlicherweise völlig mühelos. Ein Thema, an dem sich unzählige heimische Bands seit Jahren ihre Bubizähne ausbeißen und damit das Modewort "Fremdschämen" durch ihre anbiedernde Überpräsens in die deutsche Indieszene schwemmten, scheint Johnny Remember Me erstaunlich leicht von der Hand zu gehen. Dabei klingen sie sogar ehrlicher und britischer als alles, was ihre Artverwandten auf der Superhype-Insel zur Zeit so zu bieten haben. Die fünf Songs ihrer EP sind so kurz, überzeugend und mitreißend, dass man es erst einmal gar nicht fassen kann. Libertines-Reunion? London? Was, Linden? Dabei punkten sie vor allem durch ihren wunderbar harmonischen und vielschichtigen Gesang, der sich über klug gesetzte Pickings und schöne Akkordprogressionen hinwegsetzt und nicht an einer Stelle aufgesetzt wirkt. Das klingt dann mal überzeugend nach Belle and Sebastian, wie in ihrem Stück "Lower Lights" und mal nach Brian Ferry wie bei dem Hit "Empire". Der etwas "private" Klang ihrer Produktion wirkt nach den ersten bangen Sekunden auch sehr sympathisch und lässt einen direkt zittern, daß ihr nächstes Album ja nicht größer und ausproduzierter klingt als dieses digitale Schmuckstück. Johnny Remember Me präsentieren uns hier fünf Titel, die in sich schöner nicht sein könnten und garantiert jeden Cent wert sind. Warum eigentlich bitte schön nur fünf Titel? Bitte mehr davon, Johnny!!
Johnny Remember Me // "S.T. EP" // Erhältlich auf Itunes & allen digitalen Plattformen.
www.johnnyrememberme.de