Menschliche Fehltritte, Abgründe und Idiotenverhalten machen nämlich keinen Urlaub und auch keinen Halt vor einer Strandbar oder Strandbarbesitzerin. Autorin Denise Leichter zeigt, dass diese Tatsache oftmals besonders schwer zu ertragen ist, wenn und weil alle anderen gerade Urlaub haben und meinen, sie hätten damit auch ein Anrecht darauf, dass die Person, die ihnen ihre Getränke mixt, sich einfach nur nahtlos in ihre rosa Blase blendet und ansonsten ohne Respekt behandelt werden kann. 170 strandbar ist an vielen Stellen schon witzig. Es ist aber auch an vielen Stellen einfach nur hart und unglaublich, was uns die Autorin hier über den Betrieb einer Strandbar erzählt: Angefangen beim Kampf mit den Behörden, wobei deutlich wird, dass viele Urlauber immer noch meinen, man könnte in Europa einfach so seine Bude irgendwo aufbauen, bis hin zu Gästen, die in ihren Gesprächen teilweise an Naivität oder Unverschämtheit kaum noch zu überbieten sind oder solchen, deren Respekt offenbar im Koffer auf dem Rollfeld am Flughafen auf Ibiza zurückgelassen wurde. Denise Leichter erinnert uns als Leser und Urlauber daran, dass andere Menschen unangenehm für unser Stückchen Paradies schuften und dazu eine Menge Dreck über sich ergehen lassen müssen während wir Urlaub haben. 170 strandbar ist eben kein einfach nur freundliches, nettes Büchlein, in dem sich alle nur lieb haben, weil ja Urlaub ist oder weil wir gerade eine nette, unkomplizierte Strandlektüre suchen. Denise Leichter hat eben keinen Urlaub während wir ihn haben, und viele andere auch nicht. Und sie muss auch keine süße Strandlektüre schreiben, nur weil das Buch von dem Betrieb einer Strandbar handelt. 170 strandbar ist besonders aufgrund des oftmals unerwarteten Blickes hinter die strahlende Urlaubskulisse empfehlenswert, vor allem für solche Touristen, die auch im Urlaub ihr Gehirn gerne eingeschaltet lassen möchten.
Danke für diesen Einblick, Frau Leichter!