Sonntag, 21. September 2014

Brennpunkt Dortmund: Wie gefährlich ist die Nordstadt wirklich?


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Why is this?
This answer is easy. Our blog was hosted on blogger.com which is a part Google. From 23th march 2015 on, blogger.com does not allow any nudistic or pornografic content on their servers any more. Even we don´t have any pornografic content on LAST JUNKIES, we always wanna keep the option we COULD have some if we like.

2. We decided to host our content on our OWN server which is in Berlin now. We don´t wanna host all our content an a Google server somewhere out there in the world. If blogger.com decides to stop the service, we would be fucked.

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CU

Bjoern & LJOE
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Gettoisierung durch ärmste Zuwanderer aus Bulgariens härtestem Stadtteil: Stolipinowo. Drogenhandel. Illegale Prostitution. Horror-Häuser, Matratzenlager. Säufer und Junks, die wie Zombies durch die Straßen wandeln. Naja, denke ich, irgendwo muss der ganze Scheiß ja nun mal stattfinden. Wir sind ja auch in einer Großstadt im Ruhrgebiet und so langweilig und rund es im Süden Dortmunds läuft, so knallig, rau und wild zeigt der Norden seine Kanten. Also Hand aufs Herz: Wie gefährlich ist denn nun diese berüchtigte Nordstadt, die es im Frühjahr 2014 sogar bis in die Seiten der New York Times geschafft hat?

Nehmen wir die Brille des Schreckens einen Augenblick lang ab: Die oben genannten Ressentiments entspringen keiner realen Angst. Es ist eine klassich-imaginäre Angst vor dem Unbekannten. Denn wer Gartenzwerg-Romantik gewohnt ist, wird sich in den vollen Straßen der Nordstadt gleichwohl einsam fühlen. Das gleiche Gefühl wird euch allerdings auch beschleichen, wenn ihr zum ersten Mal die Vororte New Yorks erkundet, ebenso wie Los Angeles, Rio de Janeiro oder Kapstadt. Und wer mit einer derart negativen Erwartungshaltung durch die Nordstadt fährt, wie einige Dortmunder dies zur Zeit tun, der wird auch jedes seiner Vorurteile hier voll bestätigt finden. Aber macht mal einen Punkt. Wir reden hier über paar wenige Straßenzüge mit weniger als 400 Metern Gesamtlänge, die noch nicht einmal annähernd eurem dystopischen Bild entsprechen. Bei 14,5 Quadratkilometern Nordstadt von einer "allgemeinen No Go Area" zu sprechen, wie es einige von euch gerne tun, ist echt hirnrissig. 


Ich durchstreife täglich diese problematischsten Straßenzüge, bei Tag und in tiefer Nacht. Angst habe ich nie. Wovor denn auch? Ein paar Säufer wollen saufen, ein paar Dealer wollen dealen. Ich will hier nur den besten Falafel der Stadt essen, da kommt man sich nicht in die Quere. An manchen Tagen kann es mal nerven, aber so ist das halt an Plätzen, an denen sich viele Menschen und Ethnien reiben. Und wer hier lebt, besitzt eh gesundes Ellenbogendenken. Wer aber schon einmal das bunte Straßenfest in der Münsterstraße erlebt hat, der wird beim Fassanstich auf Straßenfesten im Süden Dortmunds das kalte Kotzen kriegen. "Geh mal Bier holen, du wirst schon wieder hässlich!", dröhnte es da letztens aus den Boxen, als der Bezirksbürgermeister das Straßenfest im Kreuzviertel eröffnete. Ganz ehrlich? Da bekomme ich Angst. 


Genau das sehen zum Glück auch viele andere so: Nicht umsonst ist die Nordstadt Dortmunds Kreativviertel Nummer Eins und neben all den Zombies auch ein Sammelpunkt für Schriftsteller, Journalisten und Studenten. Junge Künstler finden hier günstige Ateliers oder transformieren im Handumdrehen eine ehemalige Alki-Kneipe in einen Club um, der mit Liveshows, Lesungen und fetten Hip Hop Parties immer aus allen Nähten platzt. Das Hafenviertel, mit den alternativen Anlaufstellen Subrosa, Sissikingkong, Rekorder und dem Gitarrenshop samt Kaffeebar Rockaway Beat, ist mittlerweile schon so hip geworden, dass man an lauen Abenden den Eindruck hat, man sitze in Berlin Kreuzberg herum. Hier wird die Gentrifizierung als nächstes zuschlagen. Richtung Nordmarkt leuchtet allabendlich der Salon FINK mit seiner urgemütlichen Gastro, seinen Konzerten und guten Parties und das Roxy Kino, Nordpol, Langer August oder das Spitzenrestaurant Jankas leisten beste Gesellschaft. So viele Konzerte, Lesungen, Poetry Jams und DJ Sets wie diese handvoll Locations in der Nordstadt gemeinsam auf die Beine stellen, gibt es im gesamten Dortmunder Süden nirgends. Vom Hafen bis zum Borsigplatz tummelt sich von Gallerie über Nordstadt-Theater bis Kreativkaufhaus alles durcheinander, also WHAT THE FUCK? No Go Area? So einen Blödsinn muss man erst einmal verzapfen. Wieso sich so viele Menschen vor dem pulsierendsten Stadtteil Dortmunds verschließen wird mir immer ein Rätsel bleiben. 



Mit viel Initiative der tOnbande zum Leben erweckt: Der Rekorder in der Gneisenaustraße

Die Nordstadt hat krasse Probleme, keine Frage. Angst und Schrecken erzeugende Titel wie "Alarm im Getto Dortmund-Nord", wie Hendrik Ankenbrand letztes Jahr in der FAZ titelte, sind für uns Dortmunder aber auch keine Lösung, wenn auch ein politisches Wachrütteln. Da ist das Engagement der Nordstadtblogger, einem Verbund freier Journalisten, die positiv wie kritisch direkt aus dem Kiez bloggen, schon wesentlich angenehmer und vor allem wichtiger. Gegen Heroinspritzen auf Kinderspielplätzen, illegale Prostitution, Schlepperbanden und Arbeiterstrich hilft kein Rumgejammer und "No Go Area" Geschrei. So etwas in den Griff zu bekommen ist harte Vor-Ort-Arbeit und muss zudem von höchster EU Ebene finanziell unterstützt werden, die mit der positiven Idee einer Osterweiterung einen erheblichen Teil dieses Problems verursacht hat. Dies geschieht aktuell durch Initiativen wie "Echt Nordstadt", die an einer Stärkung der Identität des Stadtteils arbeiten.


Ihr solltet aber nicht darauf warten, bis andere für euch sauber gemacht haben. Denn dann habt ihr garantiert die Party verpasst. Von einem Angstviertel sind wir nämlich weit entfernt, da bin ich schon durch weitaus schlimmere Gegenden gezogen. Man wird halt einfach etwas bodenständiger, wenn man hier schlendert. Das Leben in der Nordstadt kann aufreibend sein und hält dich garantiert wach. Menschen wie ich erleben es als erfrischendes Peeling, andere scheitern daran. Nirgendwo in Dortmund liegen Aufleben und Frustration, Ekstase und totale Erschöpfung, Würde und Pietätlosigkeit so nah beieinander wie hier. Und desto öfter ich hier bin, werde ich das Gefühl nicht los, dies ist der einzige Ort in der Stadt, der überhaupt irgendwie lebt. 



Von Indie über Folk bis Hip Hop gibt es alles in der Nordstadt.
Foto: Go!Zilla im Rekorder via Bierschinken.net
Bar, Live-Konzerte, Parties, Lesungen & tolle Gastro:
Der Salon FINK auf dem Nordmarkt Foto: LJOE


Die magische Nord / Süd Grenze bei Nacht:
Blick aus der Nordstadt in Richtung U-Turm
Foto: DW-Fotografie

Update: Nach den überwältigenden Reaktionen auf diesen Artikel haben wir uns mit Steffen Korthals für den Stadtanzeiger / Lokalkompass auf ein Gespräch getroffen. 
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